Weinheim baut die Schulsozialarbeit weiter aus – ein Gewinn für Schüler, Eltern und Lehrer
„Wir haben festgestellt, dass es immer mehr Schülerinnen und Schüler gibt, die Redebedarf haben, die auf der Suche sind nach jemandem, dem sie sich mitteilen können. Diese Rolle nehmen zwar auch häufig Lehrerinnen und Lehrer ein, die Schulsozialarbeit hat aber ganz andere Möglichkeiten jenseits von Unterricht und Noten ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das diese Schülerinnen und Schüler brauchen.“ So erklärt Martin Schmitt, der kommissarische Schulleiter des Werner-Heisenberg-Gymnasiums, seine Sicht auf Schulsozialarbeit. Er ist sich in dieser Einschätzung mit seinen Kollegen am Schul- und Bildungsstandort Weinheim einig.
Die Schüler des Innenstadt-Gymnasiums kommen jetzt auch in den Genuss einer professionellen Schulsozialarbeit, die Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern und die Lehrkräfte durch Schul- und Lebenssituationen begleiten, in denen Unterstützung und Beratung hilfreich, mitunter dringend erforderlich sind.
Seit 2012 gibt es die Schulsozialarbeit, die die Stadt Weinheim als Schulträger ausbaut. Nachdem der Gemeinderat mit den letzten Haushaltsberatungen neue Stellen für die Schulsozialarbeit genehmigt hat, gibt es kommunale Schulsozialarbeit mittlerweile in der Friedrich-Grund- und Realschule, der Albert-Schweitzer- Schule, der Johann-Sebastian-Bach-Schule, dem Werner-Heisenberg-Gymnasium und allen Schularten des Bonhoeffer-Schulverbundes – also in neun Schulen der Stadt.
Acht Fachkräfte, im Allgemeinen Sozialpädagogen oder mit vergleichbarer Qualifikation, füllen die Stellen aus, die anteilig vom Rhein-Neckar-Kreis und vom Land Baden-Württemberg gefördert werden. Auch an der Pestalozzi-Grundschule war Schulsozialarbeit vorgesehen, wenn der Übergang zur Verbindlichen Ganztagsgrundschule gelungen wäre.
Zugeordnet ist die Schulsozialarbeit dem Amt für Bildung und Sport; die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter haben ihre Arbeitsplätze aber in den Schulen, nutzen dort kurze Drähte und Wege. Sie sind Vertrauenspersonen.
Neu dazugekommen im Schuljahr 2015/16 sind die Bonhoeffer-Grundschule und das Werner-Heisenberg- Gymnasium. Und die ersten Erfahrungen sind überaus positiv, wie Martin Schmitt bestätigt. Seine Lehrer-Kollegin Christina Fink erläutert, wie sich Lehrkräfte und Sozialarbeit ideal ergänzen können: „Als Vertrauenslehrerin werde ich häufig von Schülern oder Klassen angesprochen, die Hilfe benötigen. Ich bin aber nicht ausgebildet und oft fehlt auch die Zeit.“ Die Schulsozialarbeiterin könne sich intensiver und mit mehr Fachwissen einbringen, sowie die Schüler im Bedarfsfall auch an professionelle Einrichtungen weitervermitteln. Die Lehrerin bestätigt: „Wir arbeiten eng zusammen, für mich und die Schüler ist das ein großer Gewinn.
Auch an der Dietrich-Bonhoeffer- Grundschule ist das Angebot neu: „Die Schulsozialarbeit trägt dazu bei, positive Lern- und Lebensbedingungen unserer Grundschüler zu erhalten oder zu schaffen. Sie wirkt mit, Schule so zu gestalten, dass alle Kinder ihren Platz finden sowie vielfältige Beziehungen zum sozialen Umfeld entwickeln können.“ So sieht es Birgit Schmahl, die Rektorin.
Die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter arbeiten an den Schnittstellen zwischen der Schule, dem Elternhaus oder grundsätzlich dem sozialen Umfeld der Schüler, aber auch mit außerschulischen Partnern. Die Schulsozialarbeiter bieten Hilfe und Beratung bei Problemen, Krisen und Konflikten an. Sie forschen nach den Hintergründen und Ursachen. Sie führen Gespräche und vertreten Interessen – Ziel dieses ganzheitlichen Ansatzes ist stets die möglichst positive Entwicklung des Kindes innerhalb und außerhalb der Schule. Darüber hinaus werden sozialpädagogische Gruppenarbeit und Projekte angeboten, auch im Kontext zu sozialem Lernen, Gewalt-/Suchtprävention, interkultureller Verständigung, Demokratiebildung, Schüler-Selbstorganisation, Berufsorientierung und Lebensplanung – von der Schule fürs Leben und umgekehrt.
„Die Schulsozialarbeit fördert die individuelle Entwicklung und Talente von Kindern und Jugendlichen gemäß der pädagogischen Grundhaltung der Weinheimer Bildungskette, die dafür sorgen soll, dass kein Kind verloren geht“, erklärt Carmen Harmand, die Leiterin des Weinheimer Bildungsamtes.